Das IBR der Hochschule Luzern hat 2022 erstmalig zusammen mit der SGO Schweizerischen Gesellschaft für Organisation und Management die Business Transformation Survey durchgeführt, an dem mehr als 400 Schweizer Unternehmen teilgenommen haben. Ziel der Studie war es, die Stellhebel erfolgreicher Business Transformationen herauszufinden. Demnach zeichnen sich erfolgreiche Business Transformationen durch authentische und engagierte Führungskräfte, Schnelligkeit in der Umsetzung und eine hohe Fehlertoleranz aus.
Der Business Transformation Survey 2022 zeigt die hohe wahrgenommene Relevanz von Business Transformationen für den künftigen Erfolg der Unternehmen (5.5 von 6, 1=gar nicht wichtig, 6=sehr wichtig). Zufrieden mit dem Fortschritt sind die Befragten aber noch nicht (3.9 von 6, 1=sehr unzufrieden, 6=sehr zufrieden). «Besonders deutlich wird das Verbesserungspotenzial bei der Geschwindigkeit von Business Transformationen. Knapp 64% aller Befragten empfinden das Transformationsvorhaben als zu langsam, bei den nicht erfolgreichen Transformationen sind es sogar über 88%», so Jan Schlüchter, Projektleiter und Co-Programmleiter Business Transformation an der Hochschule Luzern. Entscheidende Unterschiede zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Business Transformationen machen zudem die Geschäftsleitung und Führungskräfte sowie eine hohe Fehlertoleranz (siehe auch Abbildung 1 – 9 erfolgsversprechende Treiber von Business Transformationen).
Persönliches Engagement aller Führungspersonen, Schnelligkeit und eine positive Lernkultur sind erfolgsentscheidend für Business Transformationen
Aus den Ergebnissen konnten 10 Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, von welchen drei essenziell sind. «Den Führungspersonen kommt bei erfolgreichen Business Transformationen eine besondere Bedeutung zu. Alle Führungspersonen, allen voran die Geschäfts-/Bereichsleitung, engagieren sich persönlich und authentisch für das Transformationsvorhaben bei jeder sich bietenden Möglichkeit», so Jan Schlüchter. Als zweites ist vor dem Start einer Business Transformation sicherzustellen, dass im Unternehmen oder Bereich eine positive Fehler-/Lernkultur existiert. Als drittes ist Schnelligkeit in der gesamten Transformation die beste Strategie, sei es beim Entwickeln, Entscheiden oder Umsetzen neuer Geschäftsmodelle oder Strategien. Im Zweifel sollte lieber ein engerer Takt vorgegeben werden, nachjustieren ist immer noch möglich. «Im Rahmen der Studie konnten detaillierte Empfehlungen für eine ganzheitliche Gestaltung und Orchestrierung der Transformationsprozesse erarbeitet werden. Diese Ergebnisse bestärken uns in unserer Arbeit», sagt André Riedel, Leiter der Community of Practice Business Transformation der SGO.
Nur 9% der teilnehmenden Unternehmen gehören zur Gruppe der Business Transformation Champions. Ein Klarer Aufruf, dies zu ändern.
In der Studie haben die Teilnehmenden aus den Unternehmen neben einer allgemeinen Einschätzung verschiedene Aspekte ihrer eigenen Business Transformation beurteilt. Aus dieser Beurteilung wurde dann ein Business Transformation Maturity Score (kurz BTMS) ermittelt. Dieser deckt den Vorbereitungsgrad, den eigentlichen Transformationsprozess und die dazu notwendigen Fähigkeiten ab. Die Resultate der Studie zeigen, dass lediglich 9% der teilnehmenden Unternehmen in die Gruppe der Champions fallen (mit einem BTMS von durchschnittlich 4.8 von 6 und einer Zufriedenheit mit dem Transformationsfortschritt von durchschnittlich 4.7 von 6), jedoch 47% in die Gruppe der Anfänger (mit einem BTMS von 2.9 im Mittel und einer durchschnittlichen Zufriedenheit von 3.2). Diese Resultate verdeutlichen das noch zu realisierende Potenziale solcher Transformationen, selbst bei der Gruppe der Champions (siehe Abbildung 2). Zwar sind einige Branchen etwas weiter fortgeschritten (z. B., Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit einem BTMS von rund 3.8 gegenüber öffentlicher Verwaltung mit einem Score von ungefähr 3.2). «Insgesamt besteht jedoch noch ein grosser Handlungsbedarf beim Management von Business Transformationen und zwar für alle Wirtschaftszweige, wie der Abstand der aktuellen Maturity Scores zum Maximalwert zeigt», so Jan Schlüchter. Dass bisher lediglich 33 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Marktposition ihres Unternehmens aufgrund der Transformation wahrnehmen, unterstreicht dies.